Ersatzneubauten Herkenbuscher Weg, Grevenbroich
Kategorie: | Wohnen |
Wettbewerb: | 2024, Anerkennung |
Auslober: | Bauverein Grevenbroich |
Lage: | Grevenbroich |
Bauvolumen: | 6.250m², 89 Wohneinheiten |
Anonymer Realisierungswettbewerb „Herkenbuscher Weg“ in Grevenbroich
Städtebauliches Konzept
Im Vordergrund stand die Schaffung eines neuen Wohnquartiers, das sich behutsam in die vorhandene kleinteilige städtebauliche Struktur der Umgebung einfügt und dabei trotzdem als eigenständiges Ensemble auftritt. Mit der Leitidee „den Ort respektieren und nachhaltig nachverdichten“, sowie den städtebaulichen Parametern werden die Kubaturen und die Stellungen der Gebäudekörper auf dem zu beplanenden Grundstück des Bauvereins Grevenbroich entwickelt.
Zwei L-förmige Baukörper, die sich nach Südwesten orientieren und ein abschließender Riegel im Norden, nutzen das Grundstück, unter Berücksichtigung der Belichtungsverhältnisse, in seiner Tiefe effizient aus. Durch die Dreiteilung entstehen, sich nach Südwesten öffnende, großzügige Gartenhöfe, die sich mit dem Grünraum in der Nachbarschaft verzahnen.
An den zu den Straßen zugewandten Grundstücksgrenzen werden die Straßenfluchten aufgenommen und der Straßenraum neu gefasst. Durch die Gliederung der Baukörper und den gezielten Vor- und Rücksprüngen reagieren die Gebäude auf die kleinteiligen Strukturen der Umgebung und bilden dabei ihre eigene Adresse.
Architektur
Drei neue Stadtbausteine bilden mit ihrer städtebaulichen Ausformulierung ein qualitätvolles und eigenständiges Wohnquartier mit großzügigen Freiflächen. Die Höhenstaffelung der Gebäudevolumen und gezielte Vor- und Rücksprünge in den Fassaden bilden eine abwechslungsreiche Silhouette und geben den Gebäuden eine Identität. Die Adresse des Quartiers bildet sich am Herkenbuscher Weg, hier sind farblich abgesetzte und mit rankenden Pflanzen bewachsene Laubengänge angeordnet. Zwischen den Gebäuden befinden sich die Zuwegungen zu den großzügigen Gartenhöfen, welche den Bewohnenden als Nachbarschaftstreff mit Erholungs- und Spielangeboten dienen. Die als 3- 5 Spänner konzipierten Gebäude bieten ein effizientes Erschließungssystem, sodass das Quartier mit seinen ca. 90 Wohneinheiten mit nur 6 Treppenhäusern auskommt. Überwiegend gestapelte Grundrisse mit übereinanderliegenden Bädern (Versorgungsstränge) und der hohe Wiederholungsgrad (Gebäude A = Gebäude B) streben eine wirtschaftliche Umsetzung des Bauvorhabens an. Durch das einheitliche Erscheinungsbild entsteht keine Differenzierung zwischen den Finanzierungsformen, was die soziale Durchmischung fördern soll und eine flexible Realteilungsmöglichkeit begünstigt.
Die Stellung der Gebäude auf dem Grundstück ermöglicht, dass das Bauvorhaben in drei Bauabschnitten realisiert werden kann. So wird eine höchst mögliche Sozialverträglichkeit in Bezug auf die Umsiedlung der vorhandenen Bewohnenden garantiert.
Der Großteil der Wohnungen orientiert sich zu den Gartenhöfen und wird über zwei Seiten belichtet. Alle Wohneinheiten orientieren sich nach Südosten und Südwesten. Somit ist eine optimale Belichtung, auch in den Wintermonaten, garantiert. Die Wohnungen im Erdgeschoss erhalten private Gartenparzellen. Auf den der Sonne zugewandten Seiten befindet sich vor jedem Gebäude eine filigrane, autarke Skelettstruktur mit den Freibereichen in den Obergeschossen. Eine Fassadenbegrünung mit bodengebundenen Rankpflanzen dient der Verbesserung des Mikroklimas vor Ort. So wird das Raumangebot jeder Wohnung in dem wärmegedämmten, kompakten Baukörper um ein „grünes Zimmer“ im Außenbereich erweitert. Unterschiedlich proportionierte Lufträume und versetzte Terrassen prägen das Bild einer lebendigen und abwechslungsreichen Fassade auf den Sonnenseiten.
Nachhaltige Planung und klimagerechtes Bauen
Die Planungsaspekte Bauabschnitte, gestapelte Grundrisse, Wiederholungsgrad, effiziente Erschließungssysteme, günstiges Verhältnis WF zu BGF= 0,76, autarke Skelettstruktur mit Freibereiche, unterstützen das Bestreben einer nachhaltigen und wirtschaftlichen aber qualitätvollen Umsetzung des Bauvorhabens. So kann auch mit einer konventionellen Bauweise mit sorgfältiger Planung unter Berücksichtigung z.B. des kreislaufgerechten Bauens klimagerecht gebaut werden.
Mobilität und ruhender Verkehr
Mit der Anforderung, die PKW-Stellplätze möglichst oberirdisch anzuordnen, galt es, ein verträgliches und Flächen-effizientes Mobilitätskonzept zu entwickeln. So befinden sich entlang der Straßen angeordnete Doppelstellplätze, die mit Bäumen begleitet werden. Ein Großteil der Stellplätze wird an der nördlichen Grundstücksgrenze nachgewiesen. Zwischen jeden dritten Stellplatz wird ein Bäumen gepflanzt. Die Innenbereiche des Quartiers mit ihren Gärten und Freiflächen bleiben autofrei und sind ausschließlich den Fußgängern und Radfahrern gewidmet. Die Fahrradstellplätze verteilen und integrieren sich in den Freiflächen.
Freiraum
Die städtebauliche Form schafft großzügige, geschützte Freiflächen, die den Nutzungsansprüchen der Hausbewohner und den Qualitäten des neuen Quartiers gerecht werden. Zwei großzügige nach Südwesten orientierte Gartenhöfe, an denen sich die privaten Gärten anschließen, bieten den Bewohnern ein nachbarschaftliches Angebot an Bewohnertreffpunkten, Möglichkeiten zum Verweilen und Kleinkinderspielflächen. Große Bäume spenden in den Sonnenmonaten Schatten.
Um auf Starkregenereignisse zu reagieren, werden in den Gartenhöfen Senken ausgebildet, die als Retentionsflächen größere Regenmengen zurückhalten können. Unterstützt wird diese Maßnahmen durch eine extensive Dachbegrünung aller Dächer, die ebenfalls als Retentionsflächen das Abfließen großer Regenmengen regulieren.
Die konsequente Reduktion der verdichteten Flächen, in Kombination mit der berankten Skelettstruktur als Fassadenbegrünung, verleiht dem Quartier einen starken grünen Charakter.
Die Wege im Quartier vernetzen neben der Erschließung der hinteren Gebäude auch die Bewohner mit der Umgebung. Um die Erreichbarkeit der Feuerwehr zu garantieren, sind die notwendigen Wege entsprechend dimensioniert. Dabei werden die Feuerwehraufstellflächen verträglich in die Freiraumstruktur integriert.
Materialität
Die neue Wohnbebauung soll einen großzügigen und wertigen Eindruck vermitteln. Eine langlebige Ziegelfassade in Form von Klinkerriemchen in hellen Farbtönen soll den Gebäuden diesen Charakter verleihen. Einzelne zurückgesetzte Bereiche wie die gestaffelten 3. Obergeschosse werden in Putz ausgebildet, um die steinerne Silhouette zu betonen. Besonders betont werden die Rücksprünge der Laubengänge am Herkenbuscher Weg und die Rücksprünge im Gelenk der L-förmigen Gebäude bzw. des Riegels im nördlichen Bereich des Grundstücks. Hier könnten, durch einen Farbwechsel, Ziegelsteine für die Fassadenbekleidung der zuvor abgebrochenen Gebäude wiederverwendet werden. Das „Grüne Zimmer“ bildet vor den steinernen Fassaden eine filigrane und mit Pflanzen berankte Metallkonstruktion an den mit Sonne beschienenen Seiten. Große, dreifach verglaste Holzfenster strukturieren die Fassaden und garantieren eine großzügige Belichtung der dahinterliegenden Wohnräume.