Wettbewerbe

Neubau Kirchengebäude mit Gemeindehaus, Kita und Wohnungen, Köln

Kategorie: Kultur
Wettbewerb: 2015
Auslober: Evangelische Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch
Lage: Köln Mauenheim
Bauvolumen: 3.550m² BGF

Realisierungswettbewerb „Kirchenstandort Derfflingerstrasse“

Städtebau
Zwischen der quirligen Neusser Straße und dem weiten Grün um die Rennbahn liegt ein ruhiges Wohnquartier, dem die Kirche mit seinen vielfältigen Angeboten Identität verleiht. Schon von der Neusser Straße aus sichtbar, setzt die Kirche ein deutliches Zeichen und markiert die Quartiersmitte. Vor der Kirche entsteht ein zentraler Treffpunkt mit einem kleinen einladenden Quartiersplatz. Großzügig durchgepflastert und mit einer langen Bank versehen, bietet dieser teilweise beschattete Platz Raum für Begegnungen und kleine Feste. Um diese Qualitäten zu steigern, wäre es wünschenswert, die Hohenfriedbergstraße als ‚Shared Space‘ zu integrieren.

Architektur
Mit dem Begriff der Gemeinschaft lässt sich die Idee für den Neubau der evangelischen Kirchengemeinde Köln-Mauenheim-Weidenpesch am besten beschreiben. Zum einen ist es die Fusion von zwei Gemeinden, die zu einer neuen Gemeinschaft zusammenwachsen, zum anderen ist es die alltägliche Verbindung und Interaktion aller Gemeindemitglieder – sei es bei der Gemeindearbeit, im Kindergarten, beim Wohnen oder beim Gottesdienst.

In der Mitte liegt der Kirchraum, der von der Kindertagesstätte und den Gemeinderäumen umrahmt wird. Er öffnet sich zu den angrenzenden Nutzungen und wird so zum zentralen, identitätsstiftenden Ort, der alle Gemeindemitglieder jeglichen Alters zum Mitmachen einlädt. Der Kirchraum öffnet sich zum Himmel und inszeniert über das einfallende Zenitlicht den Altar als Mittelpunkt des Gottesdienstes. Im hinteren Bereich fällt durch eine weitere Kuppel das Licht auf das Taufbecken und in den Abendstunden beleuchten die Sonnenstrahlen durch die Bleiverglasung hinter der Empore den Raum und tauchen ihn in eine warme, farblich akzentuierte Atmosphäre.

Das verbindende Element der Kindertagesstätte ist ein Weg vom Eingang zum Freibereich auf der unteren Ebene, der auch als Spielflur genutzt werden kann. Im Erdgeschoss liegen die Räume der U3-Gruppen, die über vorgelagerte Dachterrassen direkt mit dem Garten verbunden sind. Der Mehrzweckraum grenzt an die Gemeinderäume und den Kirchenraum und kann mit diesen verbunden werden. So wird die Kita bei gegebenen Anlässen zu einem lebendigen Teil des Gemeindelebens.

Über dem Kirchraum gelegen ist der gemeinsame Innenhof das verbindende Element der Wohnungen. Die 1- und 2- Personen-Apartments bieten die Möglichkeit des individuellen Rückzugs mit jeweils eigenen Freibereichen. Der zweigeschossige Hof dient nicht nur der hellen und freundlichen Erschließung der Wohnungen, sondern ist auch ein Angebot für die Bewohner, sich zu treffen und auszutauschen.

Ein scharf geschnittener Kubus mit unterschiedlichen Ebenen vereinigt die vielfältigen Nutzungen im Inneren. Die Fassaden prägt ein Mauerwerk aus hell gebrannten Ziegeln, die Fenster sind durch Fertigteile aus Architekturbeton gerahmt. Die großen Öffnungen zur Straße im EG dienen als einladende Geste, am Gemeindeleben teilzunehmen. Der Kirchraum in der Mitte ist dagegen ein kontemplativer Ort mit sakraler Prägung. Identitätsstiftende und vertraute Kunstwerke werden wiederverwendet, wie z.B. die Fenster der der Philipp-Nicolai-Kirche über dem Haupteingang und die der Erlöserkirche als hinterleuchtete Elemente im Kirchraum.

Vielfalt der Freiräume
Die komplexe Gebäudestruktur lässt sehr unterschiedliche, multifunktionale Freiräume entstehen, die jeweils ihre eigene Ausstrahlung haben.
Der Freibereich der Kita ist nicht nur Kinder-Garten sondern auch Gemeinde-Garten. Eine großzügige Rasenfläche ist Bewegungsraum und Spielort für die Kinder und steht aber auch für Feste der Gemeinde zur Verfügung. Der Garten wird durch eine Hecke vor dem Garagenhof der östlichen Nachbarbebauung geschützt. Vor der Hecke reihen sich einige Naschgärtchen mit Beerensträuchern und selbst gezogenen Blumen und Kräutern auf. Einzelne können von den Kindern auch zur Matschkuhle umfunktioniert werden. Nach Norden profitiert der Garten vom großzügigen Grün der Nachbargrundstücke und bezieht dieses visuell ein. Eine Gartenterrasse, eine von Bäumen beschattete Sandspielfläche und eine kleine Sitzmauer bieten darüber hinaus vielfältige Anlässe zum Spielen.

Der schmale Hof an der nördlichen Grundstücksgrenze kann als Werk- und  Skulpturenhof sowohl von der Kita als auch der Gemeinde genutzt werden. Er wird mit einer Hecke zum Nachbargarten abgeschirmt.

Die große Dachterrasse auf dem zweiten Kita- Geschoss wird umrahmt von den Bestandsbäumen der umliegenden Gärten. Hochbeete gliedern sie zwanglos in mehrere Teilbereiche, so dass hier unterschiedliche Nutzungen möglich sind. Sie ist zum einen von den Gruppenräumen der Gemeinde zugänglich, andererseits führt eine eingeschnittene Treppe von der östlichen Kitaterrasse hinauf, so dass sie auch von der Kita – z.B. Vorschule im Freien – genutzt werden kann. Schließlich wird auch der kirchlichen Dienstwohnung eine eigene Terrasse zugeordnet.

Der intime Innenhof der Wohngeschosse bietet eine eigene Welt, die das Skulpturale der Licht- und Glockentürme erleben lässt. Von der kleinen Laubengang- Terrasse blickt man hinunter in den grünen Hof, der allen Bewohnern zur gemeinsamen Nutzung offen steht und über eine Fuge schaut man hinaus in die umliegenden Gärten. Durch diese scheint auch morgens die aufgehende Sonne in den Hof.