Museumsneubau Archäologische Zone, Historisches Zentrum Köln
Kategorie: | Öffentliche Gebäude |
Wettbewerb: | 2008 |
Auslober: | Stadt Köln (Arch. Zone), Stiftung Haus und Museum der Jüdischen Kultur Köln e.V. (Museum) |
Lage: | Köln, Altstadt |
Bauvolumen: | 4.250m² BGF |
Realisierungswettbewerb „Archäologische Zone und jüdisches Museum“ in Köln
Die Archäologische Zone
Hier gilt es den umfangreichen Grabungsbestand aus mehreren Epochen erfahrbar zu machen und das Vorgefundene zu präsentieren. Der ideale Übergang aus unserer Zeit in die Vergangenheit ist der topographische Höhenversatz der durch die römische Stadtmauer markiert wird. Vom Alter Markt aus wird der Besucher über das Foyer im ehemaligen Ratskeller zur Stadtmauer geleitet, wo er durch eine schmale Fuge den umfangreichen Grabungsbereich betritt. Der Raum öffnet sich und bietet einen Überblick über die steinernen Zeitzeuge. Die ursprünglichen Gebäudekörper sollen erfahrbar werden, aber eine besondere Wichtung der einzelnen Mauerreste findet nicht statt, römische, mittelalterliche, gotische und jüdische Funde stehen gleichberechtigt nebeneinander. Synagoge und Mikwe sind Teil der Rundganges aber nicht deren Zentrum. Die Archäologische Zone steht für ein Museum, das Stadt- und Zeitgeschichte über die Jahrhunderte am konkreten Ort erlebbar macht.
Das Jüdische Museum
Ganz anders verhält es sich bei dem Jüdischen Museum, das auch ein Haus der jüdischen Kultur ist. Die Steinzeugen stellen eine besondere Beziehung zwischen dem Besucher und den Menschen die hier gelebt haben her, sie erinnern daran, dass es in der Stadtgeschichte neben dem römischen Ursprung und der christlichen Kultur auch jüdische Wurzeln gibt. Es ist nicht das Ziel nur ein Bauwerk wieder erfahrbar zu machen, sondern die Mauerreste dieser Synagoge bilden einen authentischen Ort, um einerseits Geschichte wiederzubeleben und andererseits ein Haus für zeitgenössische Anliegen und kulturellen Austausch zu bauen.
Mikwe und Synagoge sind in beiden Museen als elementare Bestandteile erfahrbar. Von der Archäologischen Zone steigt man über eine Lichtfuge zum Grabungsfeld der Synagoge auf, um über die Mikwe wieder in den antiken Bereich zurückzukehren. Das jüdische Museum schwebt über den Fundamenten des jüdischen, mittelalterlichen Viertels und gewährt von den unterschiedlichen Ebenen Ein- und Ausblicke auf die historischen Wurzeln, die der entscheidende Grund sind hier das Museum zu bauen.
Innenstadt / Freiraum / Stadtraum
Die Plätze rund um das Rathaus sind unterschiedlich genutzt und akzentuiert. Der Alter Markt ist allseitig durch eine lebhafte Gastronomieszene bestimmt, die nur in dem Bereich vor dem Rathaus unterbrochen ist. Hier präsentiert sich, durch als Schaufenster ausgebildete Vitrinen flankiert, der Eingang zur Archäologischen Zone. Die Treppen aus dem darüberliegenden Foyer des Rathauses werden nach außen gedreht, so dass der Eingang zum Museum in der Mitte platziert werden kann. Das Museum als öffentliches Gebäude rundet das vielfältige städtische Nutzungsangebot auf dem Alter Markt ab und stärkt seine zentrale, touristische Funktion im Stadtgefüge. Gegenüber dieser Dichte ist der Rathausplatz regelrecht verwaist. Der Neubau des Jüdischen Museums definiert zwei neue Plätze, als Dialogpartner zwischen Rathauslaube und Wallraf-Richartz-Museum. Die Fläche zwischen den Museen wird auf ein Niveau angehoben und durch die beiden gegenüberliegenden Eingänge definiert. Mauern, auf denen man auch sitzen kann, fangen den topographischen Höhenversatz auf. Die räumliche Fassung der Portalsgasse inszeniert die Rathauslaube als besonderes Schmuckstück im Ensemble des historischen Rathauses. Auf einen südlichen Abschluss dieses Platzes, wie er im 19. Jahrhundert noch vorhanden war, wird bewusst verzichtet, da die heutige Blickbeziehung zwischen Rathauslaube und dem Museum von O.M.Ungers als wichtiger erachtet wird.
Fassade/Materialität
In Anlehnung an die die Umgebung prägende Fassadenmaterialität, lehnt sich das neue Jüdische Museum Köln an diese an und wird mir einer großformatigen Natursteinbekleidung verhüllt.
Realisierungsstufen
Phase 1
Die beiden Museen werden als funktional getrennte Häuser mit eigener Adresse betrachtet. Die Archäologische Zone wird eigenständig über den Alter Markt und das Jüdische Museum über den Rathausplatz erschlossen. Der Grabungsbereich der Archäologischen Zone kann, bis auf das auszusparende Baufeld des Jüdischen Museums flexibel ausgebaut werden.
Als temporärer Platzhalter und Schutzbau für die Grabungsbefunde der Synagoge und der Mikwe wird auf dem Rathausplatz eine Vitrine – ein Holzrahmenbau errichtet. Die Gebäudekubatur umfährt die späteren Gebäudekanten des Jüdischen Museums, informiert über den Ort, Die Grabungen, sowie die bestehenden Planungen und Entwicklungen. Die Grabungsbefunde der Synagoge und der Mikwe sind von Beginn an integrierter Bestandteil des Ausstellungsrundlaufes. Die vorhandene Erschliessung der Mikwe auf Platzniveau wird zu diesem Zwecke genutzt.
Phase 2
Durch den Bau des Jüdischen Museums, dessen Gebäudekubatur und Proportion erhält der Stadtraum eine klare Fassung und das Wallraf-Richartz-Museum ein entsprechendes „vis-á-vis“. Ein der städtischen Situation angemessener Vorbereich formt einen gefassten Platz zwischen diesen beiden Museen aus. Das neue Jüdische Museum reiht sich in die Abfolge der kulturellen Bauten der „via culturalis“, in direkter Nachbarschaft zum Wallraf-Richartz-Museum und dem Gürzenich, ein. Die Realisierung der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums kann flexibel und unabhängig voneinander erfolgen.