Wettbewerbe

Ersatzneubauten Wohnsiedlung Adolf-Kober-Strasse, Köln Stammheim

Kategorie: Wohnen / Kita / Tiefgarage
Wettbewerb: 2022, 1. Preis
Auslober: GAG Immobilien AG, Köln
Lage: Köln Stammheim
Bauvolumen: 6.500m², 94 Wohneinheiten (1.BA)

Mehrfachtbeauftragung „Adolf-Kober-Strasse“ in Köln-Stammheim

Städtebau
Die Siedlung der GAG in Köln Stammheim hat eine robuste, wenn auch einfache städtebauliche Ordnung, bestehend  aus Gebäudezeilen, die jeweils rechtwinklig gegeneinander versetzt sind. Bemerkenswert sind die großzügigen Freiräume dazwischen mit ihrem gewachsenen Baumbestand. Die sich daraus ergebenden Potentiale sollen aufgenommen und für die weitere Entwicklung genutzt werden. Die Stadträume werden in öffentlich zugängliche und gemeinschaftliche Bereiche differenziert. Die vorhandenen Erschließungsstraßen werden zu Nachbarschaftshöfen mit Aufenthaltsqualität weiterentwickelt und die Wiesenflächen zwischen den Gebäuden werden zu Gartenhöfen für die Bewohner:innen.  

Eine weitere Ressource sind die schützenswerten, markanten Baumsolitäre in der Siedlung, die alle erhalten werden. An der Alfred-Kobler-Straße reagieren die Gebäudezeilen mit ihren Kopfbauten auf die vorhandene Baumkulisse und stärken so die räumliche Qualität des geschwungenen Straßenverlaufs. Im 1. Bauabschnitt respektieren die Neubauten den Baumbestand und nutzen dessen Qualitäten für das Klima und die Aufenthaltsqualität in den Außenbereichen. Durch den Erhalt der Bäume ergibt sich eine gegenüber dem Testentwurf leicht modifizierte Gebäudestellung mit einer klar definierten, öffentlichen Fuß- und Radwegeverbindung, die das Wegenetz zwischen Rhein und nördlichen Freiraum komplettiert. Die beiden angrenzenden Gartenhöfe sind eindeutig den Gebäuden zugeordnet und stehen nur den Bewohnern:innen und der Kita zur Verfügung.

Architektur
Die zu ersetzenden Holländerhäuser aus den 60er Jahren basieren auf der Idee des kostengünstigen und seriellen Bauens – Themen, die heute wieder aktuell sind. Wie im Städtebau wird auch das Gebäudekonzept weiterentwickelt und den zeitgemäßen Standards angepasst. Die Basis bildet ein kompakter Gebäudekubus mit einer einfachen geometrischen Grundform ohne Vor- und Rücksprünge. Durch den Verzicht auf Loggien, Dachterrassen und auskragende Bauteile wird die Grundlage für einfache Bauteilanschlüsse und Detaillösungen geschaffen. Die Anzahl der Treppenhäuser und damit die Verkehrsflächen werden reduziert, indem die Gebäude in der Regel als Vierspänner organisiert sind. Diese Maßnahmen sind die Voraussetzung für das von der Bauherrschaft genannte Hauptkriterium des kostenbewussten Bauens (Verhältnis A/V = 0,33 und Verhältnis WF/BGF-R = 0,76) .

Aus Respekt vor den erhaltenswerten Bäumen erhält jeder Teil des 1. Bauabschnitts (BA 1.1 + 1.2) eine eigene Tiefgarage. Die als Puffer gedachten Stellplätze des 2. BA werden dennoch nachgewiesen.

Auf den der Sonne zugewandten Seiten nach Süden befindet sich vor jedem Gebäude eine filigrane, autarke Skelettstruktur mit den Freibereichen. Eine Fassadenbegrünung mit bodengebundenen Rankpflanzen dient der Verbesserung des Mikroklimas. So wird das Raumangebot jeder Wohnung in dem wärmegedämmten, kompakten Baukörper um ein grünes Zimmer im Außenbereich erweitert. Technisch notwendige Baumaßnahmen wie Sonnenschutz, Schallschutz oder 2. Rettungswege in den Kronenbereichen der schützenswerten Bäume sind hier ebenfalls integriert. Unterschiedlich proportionierte Lufträume und versetzte Terrassen prägen das Bild einer lebendigen und abwechslungsreichen Fassade auf den Sonnenseiten. Zu den neu gebildeten Gartenhöfen und Nachbarschaftsplätzen in der Siedlung ergibt sich ein Wechselspiel aus grünen, filigranen Südfassaden mit den Freibereichen und den steinernen, kompakten Fassaden auf den der Sonne abgewandten Seiten. Mit demselben Motiv akzentuieren die Kopfbauten der Zeilen die Eingänge in die Siedlung und den Abschluss des Straßenraums. Die mineralischen Putzfassaden basieren auf einem homogenen Farbkanon und sind farblich aufeinander abgestimmt, für die Sockelbereiche und die Kita sind auch Klinkerriemchen denkbar.

Freiraum
Die Struktur der bestehenden Außenanlagen wird in der Neuplanung weitestgehend übernommen. Die streng rechtwinklige Anordnung von Gebäuden und Straßen ermöglicht eine klare Zonierung des Außenraums in urbane (öffentliche) und naturhafte (private /halböffentliche) Bereiche. Gleichzeitig verzahnen Stadt und Natur im Bereich der Siedlung miteinander.

Im Vorbereich der Gebäude befinden sich Nachbarschaftsplätze, welche mit einem Aktionsband ausgestattet sind. Dieses ermöglicht den Bewohner:innen der umliegenden Gebäude das Angebot von verschiedenen Aktivitäten. Tische und Bänke zum Verweilen, Spielflächen für Kinder, Hochbeete für Urban Gardening, Wasserinstallationen und weitere Elemente schaffen eine neue Adresse für die Siedlung. Die Plätze im Herzen der Siedlung ermöglichen ein get-together aller Anwohner:innen und gibt Bewohner:innen ohne eigenen Garten, die Möglichkeit sich in einem qualitativ hochwertigen Außenraum aufzuhalten.

Im Ideenteil wird der derzeitige Garagenhof ebenfalls zu einem solchen Nachbarschaftsplatz weiterentwickelt. Die Entsiegelung, Funktionsänderung und Baumpflanzungen wertet den Entreebereich der Siedlung erheblich auf. Gleichzeitig bleibt die bestehende Verkehrsstruktur erhalten und es besteht die Möglichkeit einen Mobility Hub anzubieten.

Die Gartenhöfe sind von den Nachbarschaftsplätzen und dem öffentlichen Straßenraum abgewandt und dienen den Bewohner:innen zur Naherholung im Grünen. Durch ihre Lage zwischen den Häusern sind die Bereiche weitestgehend von Verkehrslärm und öffentlichem Zugang geschützt. Vor den Häusern entstehen private Gärten, welche mit einer Einfriedung (z. B. durch Hecken) als solche gekennzeichnet sind. Zwischen den privaten Gärten entsteht ein grünes Band, welches die gesamten Häuserreihen durchzieht. Dieses wird mit Spielplätzen, Bänken und Bereichen für Urban Gardening gestaltet und fördert so die Aktivität der Anwohner:innen im Freien. Fußwege, die durch das grüne Band führen, verknüpfen die verschiedenen Gebäudekomplexe der Siedlung miteinander.

In den Grünflächen werden Retentionsmulden errichtet, die ein nachhaltiges Regenwassermanagement ermöglichen. Die Kombination aus Bäumen, Stauden, Gräsern und Feuchtgebieten durch Retentionsmulden sorgt für ein angenehmes Mikroklima.

Alle Bestandsbäume werden erhalten und in das Konzept miteingebunden. Baumpflanzungen erfolgen mit unterschiedlichen heimischen Gehölzen, die den Anforderungen an klimaresiliente Bäume entsprechen. Sie spenden im Sommer Schatten und dienen den Anwohner:innen zugleich als Leitfaden durch die Siedlung. Das Grün des angrenzenden Waldes wird mit den Baumpflanzungen und den grünen Hinterhöfen in der Siedlung weitergeführt. Baumgruppen und -reihen zwischen den Gebäuden zonieren diese und tragen zur Lärmreduktion bei. Die Dächer der Neubauten erhalten eine extensive Dachbegrünung mit PV-Anlagen.