Synagoge und Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde Bochum
Kategorie: | Kultur: Sakralbau mit Verwaltung, Tiefgarage |
Baujahr: | 2007 |
Bauherr: | Jüdische Gemeinde Bochum, Herne, Hattingen |
Lage: | Bochum |
Verwaltung: | 1.450qm Versammlung + 660qm Büroflächen |
BGF: | 14.200qm oberirdisch |
Neubau Synagoge und Gemeindezentrum mit Verwaltungsbau und Tiefgarage
Wettbewerb 2005: 1. Preis, Architekturpreis BDA Bochum 2010
Die Synagoge wird zu einem prägnanten Zeichen an einem der Stadteingänge in Bochum. Mit seinem prägnanten Baumbestand und den grünen Raumkulissen knüpft der Standort an die Qualitäten des nördlich angrenzenden Stadtparks an. Die Atmosphäre und Maßstab stiftenden Bäume auf dem Grundstück sollen alle erhalten bleiben bis auf die stark verdeckenden Eiben. Der dichte Bewuchs der Böschung zur Castroper Straße wird eingekürzt, um die Synagoge frei zu stellen und einen Bezug zur Stadt herzustellen.
Die Topographie der beiden Hügel wird akzentuiert. Im Kontrast zur sanften Rasenkuppe des Planetariums wird die Synagoge durch ein scharfkantiges Plateau hervorgehoben.
In der Annäherung von Norden über die Kastanien bestandene Lorenz-Rebbert-Allee markiert eine prächtige Linde als ‚point de vue‘ den Eingang der Synagoge.
In klarer, gradliniger Abfolge von fokussierender Allee, großzügigem Eingangsplatz, repräsentativer Treppe und einladender Terrasse schließt an diesen öffentlichen Bereich das Foyer der Synagoge an. Das Café bespielt den Außenbereich unter der vorhandenen Linde.
Als einladende Geste wird empfohlen, das heute unbefriedigende Ende der Straße zu einem großzügigen mit Basalt gepflasterten Platz aufzuweiten, der Synagoge mit Tiefgarage und Planetarium mit neu gestalteter Rampe gleichermaßen erschließt.
Der Hof im Süden ist für die Feiern der Gemeinde wie dem Laubhüttenfest geeignet. Die Böschungsbepflanzung bietet die räumliche Fassung, Sitzstufen und eine Pergola grenzen zum Nachbargrundstück ab.
In der Achse des Foyers wird ein Kirschbaum mit seinem jahreszeitlich wechselnden Aspekt zum Blickfang. Als Bodenbelag sind Basalt- Platten vorgesehen.
Die Synagoge ist ein Ort des Gottesdienstes, ein Ort des Unterrichtes und ein Versammlungsort der Gemeinde. Als zentraler Treffpunkt dient das Foyer im Erdgeschoss, von dem alle Bereiche erschlossen werden. Café und Jugendbereich befinden sich neben dem Eingang, die weiteren Gemeinderäume und die Verwaltung in den Obergeschossen. Gemeindesaal und Synagoge liegen gegenüber bilden mit dem Foyer einen Dreiklang.
Die ursprünglichsten Formen einer Synagoge – der Tempel in Jerusalem und das Wüstenzelt – bilden in transformierter Form die Grundlage für den Gebetsraum. Ein steinerner Kubus aus hellen, diamantgesägtem Sandstein umschließt den Innenraum.
Der Eingang im Westen und der Thoraschrein im Osten geben dem Raum eine Ausrichtung. Der Almenor befindet sich als zentraler Ort in der Mitte des Raumes.
Vier raumhohe Stoffbahnen bilden ein zweites leichtes, textiles Volumen, das über Lichtfugen in der Decke hinterleuchtet wird. Dieser auf jüdische Symbolik verweisende Baldachin schwebt über der Gemeinde. Im Sockelbereich fällt seitliches Licht über schmale, horizontale Fugen in den Raum, die sich durch eine Schichtung des Natursteinmauerwerkes ergeben. Hier sind die Steine gestockt, die Böden sind mit Eichenparkett belegt.
Auszug aus dem Prämierungsprotokoll 2010:
Die alte Bochumer Synagoge wurde in der Reichskristallnacht 1938 zerstört. Nachdem die Stadt Bochum der jüdischen Gemeinde ein Grundstück neben dem Planetarium und oberhalb einer Hauptstraße zur Innenstadt geschenkt hatte, errichteten Schmitz Architekten aus Köln hier nach einem Wettbewerb die neue Synagoge. Eingang, Foyer und Nebengebäude sind in sachlichen, kubischen Formen gestaltet. Die Schaufassade des Baus hingegen erhebt sich weithin sichtbar auf einem leicht erhöhten, mit gestockten Sichtbetonmauern gefassten Plateau über der Straße. Der Würfel der Synagoge tritt dabei in eine graphisch-räumlich-materielle Wechselwirkung mit der gegenüberliegenden flachen Planetariumskuppel, die Karl-Heinz Schwarze 1962 entwarf. Besondere Zeichenhaftigkeit gewinnt die Synagoge durch das ornamentale Relief des Mauerwerks des Kubus, der den eigentlichen Gebetsraum aufnimmt: Die Vormauerschale des Massivbaus besteht aus flach-längsrechteckig gesägten Natursteinen, die abwechselnd vor- und zurückgesetzt sind und durch ihre Anordnung das Motiv des Davidsterns variieren. Die ornamentale Fassadengestaltung wiederum evoziert dreieckige Fensteröffnungen, die im Innern des Synagogenraums einen umlaufenden Fries bilden. Darüber haben die Architekten eine baldachinähnliche goldgelbliche Kuppel eingezogen, die durch eine beleuchtete Fuge von der Wand abgesetzt ist und dem Raum eine erhabene und feierliche Stimmung verleiht: Peter Schmitz’ Bochumer Synagoge ist ein gutes Beispiel für den Qualitätssprung, den der Synagogenbau in der Bundesrepublik in den letzten zehn Jahren erlebt hat.